PISA 2012: Österreich abgehängt: Keine Chancengleichheit an den Schulen

Südostasiatische Länder sind die klaren Spitzenreiter bei Pisa 2012. 

Unter den Top-Ten bei Mathematik finden sich sieben Länder und Gebiete aus Asien. In keinem anderen europäischen Land sind die Schüler besser in Mathe als in Liechtenstein und der Schweiz. Nur Koreaner, Singapurer und Chinesen schlagen unsere Nachbarn. In Österreich hingegen weichen selbst die besonders leistungsstarken Schüler in Mathematik und in den Naturwissenschaften nur geringfügig vom OECD-Durschnitt ab, in der Lesekompetenz haben wir einen signifkantes Defizit bei leistungsstarken wie leistungsschwachen Schülern.

Abgehängt. Österreich im Vergleich mit dem deutschen Sprachraum:

Mathe: 506 (OECD-Durchschnitt: 494 - Deutschland  514, Schweiz 531, Liechtenstein 535)
Naturwissenschaften: 506 (OECD-Durchschnitt: 501 - Deutschland 524, Schweiz 515, Liechtenstein 525)
Lesekompetenz: 490 (OECD-Durchschnitt: 496 - Deutschland 508, Schweiz 509, Liechtenstein 516)


Chancen(un)gleichheit. In Australien, Kanada, Estland, Finnland, Hongkong (China), Japan, Korea, Liechtenstein und Macau (China) sind die PISA-Leistungen 2012 nicht nur hoch, sie sind auch gleichmäßig zwischen den Schülern verteilt. Die Unterschiede zwischen den Schülerleistungen in Mathematik (Varianz) erklären sich im OECD-Raum zu 15% aus dem sozioökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler.

• In Österreich entspricht die Chancengerechtigkeit in der Bildung in etwa dem OECD-Durchschnitt, da 15,8% der Varianz der Schülerleistungen in Mathematik Unterschieden im sozio-ökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler zugeschrieben werden können.
• Im OECD-Raum erzielten sozioökonomisch bessergestellte Schülerinnen und Schüler im Bereich Mathematik durchschnittlich 39 Punkte mehr als Schülerinnen und Schüler aus weniger begünstigten Verhältnissen – was einem Leistungsvorsprung von fast einem Schul-jahr entspricht. In Österreich ist der Abstand zwischen diesen beiden Gruppen größer: Er beträgt im Bereich Mathematik 43 Punkte.


Wichtigste Ergebnisse für Österreich:
• Österreichs Durchschnittsergebnisse in den Bereichen Mathematik, Lesekompetenz und Natur-wissenschaften entsprachen 2012 wieder dem 2003 und 2006 verzeichneten Leistungsniveau.
• Unter den 65 Ländern und Volkswirtschaften, die an PISA 2012 teilgenommen haben, liegt Österreich in Mathematik über dem OECD-Durchschnitt (zwischen Rang 17 und 22), im Bereich Lesekompetenz unter dem Durchschnitt (zwischen Rang 25 und 34) und in Naturwissenschaften in etwa beim Durchschnitt (zwischen Rang 22 und 26).
• Die geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede in Mathematik stiegen zwischen 2003 und 2012 um 15 Punkte an. Das ist die stärkste Zunahme, die in allen Ländern mit Daten für beide Jahre zu beobachten war.
• Die österreichischen Schülerinnen und Schüler zählen zu denjenigen, die am wenigsten Freude an Mathematik haben. Bei den Mädchen ist die Freude an Mathematik und die Motivation, Mathematik zu lernen, in der Regel besonders gering. Hier könnte ein Zusammenhang damit bestehen, dass die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Leistungen auf verschiedene Schulen aufgeteilt werden.

Keine Zivilcourage. Ganz nach den bildungspolitischen Facts scheint auch die Zivilcourage der österreichischen Schüler zu sein. Wie soll man angescihts dieser Zahlen diesen Umstand auch anders interpretieren, wenn in Österreich sind rd. 82% der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Schule zufrieden, und mehr als drei Viertel der Schülerinnen und Schüler (77%) finden, dass in ihrer Schule „alles sehr gut läuft“ (OECD-Durchschnitt: 61%).

[Rätischer Bote]⇒



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