Debatte um "Herdprämie": Erfahrungen aus Finnland, Norwegen und Schweden überwiegend negativ

Die renommierte der deutschen Sozialdemokratie nahestehende Friedrich-Ebert-Stiftung hat in ihrer Publikationsreihe Politikanalyse eine vielbeachtete Auflistung internationaler Erfahrungen mit dem konservativer Gesellschaftspolitik entspringenden Modell des Betreuungsgeldes (Schimpfwort: "Herdprämie") vorgelegt.

  • Finnland, Norwegen und Schweden zahlen Betreuungsgeld an Eltern mit Kindern unter drei Jahren, die nicht in staatlich finanzierten Einrichtungen betreut werden. In Finnland gibt es das Betreuungsgeld seit 1985, in Norwegen seit 1998 und in Schweden seit 2008. Es ist jedoch unterschiedlich ausgestaltet.
  • Das Betreuungsgeld ist in allen drei Ländern mit etwa 10 Prozent eines durchschnittlichen Monatslohns eher niedrig; nur Finnland bietet ergänzende Zusatzleistungen.
  • Der Anteil der Familien, die das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, variiert stark: In Finnland ist er am höchsten, in Schweden am geringsten.
  • Die große Mehrheit der Leistungsempfänger sind in allen drei Ländern Mütter, vor allem Mütter mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsniveau und Migrationshintergrund.
  • Grundsätzlich wirkt sich das Betreuungsgeld negativ auf die Beschäftigung von Müttern und auf die Nutzung von öffentlichen Kinderbetreuungsangeboten aus, besonders stark sind die negativen Effekte in Finnland und unter Müttern mit Migrationshintergrund.
  • Eines der wichtigsten Argumente für das Betreuungsgeld war in allen drei Ländern die Entscheidungsfreiheit für Eltern, vereinzelt spielten aber auch ökonomische  Gründe eine Rolle.
  • In Finnland wurden die finanziellen Anreize für die Kinderbetreuung zu Hause eher akzeptiert, während der politische Widerstand in Norwegen und Schweden vor allem aus dem linken Spektrum nach wie vor groß und die Fortführung des Betreuungsgeldes ungewiss ist. 

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Betreuungsgeld : Erfahrungen aus Finnland, Norwegen und Schweden / Anne Lise Ellingsæter. - [Electronic ed.] - Berlin : Friedrich-Ebert-Stiftung, Referat Westeuropa/Nordamerika, 2012 - 16 S. = 400 KB, PDF-File .(Internationale Politikanalyse) - ISBN 978-3-86498-127-2 Electronic ed.: Berlin ; Bonn : FES, 2012

Inhalt:
1 Einleitung  3
2 Das Betreuungsgeld in Finnland, Norwegen und Schweden – im Detail  3
Einführung und Begründung 3
Berechtigungskriterien und Ansprüche 5
3 Auswirkungen des Betreuungsgeldes 5
Leistungsempfänger 6
Gendergerechtigkeit 8
Beschäftigung von Frauen 8
Lebensarbeitszeit von Frauen 9
Arbeitsteilung in der Familie 9
Bedarf/Angebot staatlicher Kinderbetreuung 9
Integration von Kindern mit Migrationshintergrund  10
Sozialkompetenz von Kindern 10
Andere Auswirkungen 11
4 Debatten über das Betreuungsgeld 11
5 Zusammenfassung und Fazit: Erfahrungen aus Finnland, Norwegen
und Schweden 12
Literatur  15

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