Der Aufsichtsrat der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft hat mit Beschluss vom 29. September 2008 den Vorstand ermächtigt, den Verkauf der Hypo Investmentbank (Liechtenstein) AG zu prüfen und in die Wege zu leiten.
Hypo-Chef Simma gab als Grund für die Verkaufsabsicht an, dass zukünftig mit einer deutlichen Verschiebung von mitteleuropäischen Kunden zu Kunden aus Asien, den ehemaligen GUS-Staaten, dem Mittleren Osten und Südamerika zu rechnen sei. Das übersteige aber das Marktgebiet, das man sich als Landesbank zum Ziel gesetzt habe. Die Hypo Vorarlberg-Tochter in Vaduz hatte 2007 - nach einem Gewinnsprung - einen Jahresgewinn nach Steuern von über 13 Mio. Schweizer Franken (8,27 Mio. Euro) erzielt.
Dass eine Bank mitten während einer völligen Standortverlagerung von Vaduz nach Gamprin/Bendern (Abgeschlossen im Dezember 2008) an einen Verkauf denkt, muss andere als nur die der Öffentlichkeit bekanntgegebenen Gründe haben. Der Rohbau des neuen Bankgebäudes ist fertig und der Innenausbau läuft auf Hochtouren. In der ersten Dezemberwoche 2008 war der Bezug der neuen Räumlichkeiten in der Schaanerstrasse 27 in Bendern vorgesehen. Man wollte dann unmittelbarer Nachbar des LGT Service Center sein. Insgesamt bietet die Immobilie Platz für 100 Arbeitskräfte, das heisst die Belegschaft kann sich mehr als verdoppeln. Auch wurde für das Nachbargrundstück eine Option mit der Laufzeit von 15 Jahren eingeräumt. Dort besteht die Möglichkeit, einen weiteren Baukörper gleichen Ausmasses zu errichten. Somit hatte man erst noch für die Ressource Raum für Jahrzehnte gesichert.
Noch bei der Bilanzpressekonferenz hatte man erklärt, dass ein Ausstieg aus der Liechtenstein-Tochter kein Thema sei. Nun liegt die Bilanz zum 30.Juni 2008 vor und allein in diesem halben Jahr hat sich die Bilanzsumme um rund 10 Prozent verringert. Liegt die Verkaufsabsicht in der wirtschaftlichen Lage der Hypo Liechtenstein?
Über die einzelnen Positionen der Bilanz sind von außen und ohne weitere Information nicht wirklich rational vermittelte Bewertungen zu machen. An sich gehört eine solche Informationstätigkeit aber zu einem modernen Bankunternehmen. Wenn eine solche Informationstätigkeit nicht vorliegt, dann muss man zumindest festhalten: Verringerung der flüssigen Mittel um ein Fünftel, Reduktion des Wertpapierbestandes um fast 30 Prozent, und eine erklärungsbedürftige plötzliche Steigerung der Sachanlagen um 75 % und der sonstigen Vermögensgegenstände um gar 350 Prozent. Die Steigerung der Sachanlagen könnte mit dem Neubau des Bankengebäudes erklärt werden.
Ebenso erklärungsbedürftig bleibt die Ausdehnung der derivaten Finanzierungsinstrumente gegenüber der Bilanz vom 31.12.2007, wo die negativen Wiederbeschaffungswerte (Verpflichtungen) um rund 5000 % ! gestiegen sind, die positiven (Forderungen) um rd. 3800 Prozent, das Kontraktvolumen sich innerhalb eines halben Jahres verdoppelt hat. Ob eine derartige Steigerung mit dem Geschäftsgang erklärbar ist?
Die Hypo Liechtenstein ist nicht nur im warmen Sultanat Brunei aktiv, und lobt dessen diktatorisch regierenden Sultan Haji Hassanal Bolkiah Mu’izzaddin Waddaulkah, dass er "mit großer Umsicht das Land", in dem gar noch die Prügelstrafe herrscht, regiert. Derweil laufen schon die Vorbereitungen zur 7. Hypo Liechtenstein Snow Arena Polo World Cup in Kitzbühel auf Hochtouren. Drei Tage lang galoppieren dann die Polo-Ponys vom 16. bis 18. Januar 2009 vor den Toren Kitzbühels über die Münichauer Wiese und bieten ein tierschutzarmes Spektakel für Reiche.
Hypo Liechtenstein: Bilanz per 30. Juni 2008 (Vergleich 31. Dezember 2007)
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