{Reform-Scanner} Sozialpolitik neu denken oder "Irrweg ins gesellschaftspolitische Desaster"

Emmerich Tálos (69), Politologe, war Mitinitiator des Volksbegehrens für den Sozialstaat (2002).: "Der Sozialstaat ist finanzierbar - aber nicht, wenn das System wie bisher fortgeschrieben wird." Der Standard (Online) INTERVIEW | GERALD JOHN, 11. Oktober 2013, 05:30

Das Ziel des Sozialabbaus sieht Emmerich Tálos hinter dem Ruf nach der Partizipationsgesellschaft: Bürgerliches Engagement könne staatliche Leistungen ergänzen, aber nicht ersetzen, urteilt der Sozialexperte in einem Interview mit dem Standard.
Tálos: "Seit 1888 gilt: Die Versicherungsbeiträge der Unternehmen hängen ausschließlich von der Lohnsumme ab - Gewinne und andere Indikatoren der Wertschöpfung bleiben außer Acht. Wenn nun Rationalisierung Arbeitsplätze kostet, versiegen die finanziellen Ressourcen des Sozialstaats. Beispiel: Eine Bank kann, etwa durch Geldautomaten oder Internetbanking, leicht menschliche Arbeitskraft ersetzen und trägt somit zur Sozialversicherung immer weniger bei. Das sorgt auch für eine enorme Ungleichheit unter den Unternehmen: Das Kaffeehaus, in dem wir gerade sitzen, hat diese Möglichkeiten nicht - es ist auf Kellner angewiesen. Der Beitrag zur Sozialversicherung sollte deshalb an der gesamten Wertschöpfung eines Unternehmens bemessen werden. Diese Umschichtung kann auch aufkommensneutral gemacht werden - so lassen sich die Ressourcen des Sozialstaates zumindest sichern."
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